Fassaden dämmen mit WDVS: Bauphysik, Schadensbilder & Eignungscheck

Beim Fassaden dämmen mit WDVS wird die äußere Wand technisch neu aufgebaut. Das System aus Dämmplatten, Armierung und Oberputz ersetzt die ursprüngliche Außenhaut nicht nur optisch, sondern konstruktiv: Es definiert, wie Regen abgeführt wird, wie Bewegungen im Untergrund aufgenommen werden und wie sich Temperatur- und Feuchteverläufe im Wandaufbau verändern. Jede spätere Beanspruchung – ob Feuchtigkeit, Wind oder Temperaturwechsel – trifft zuerst auf das Wärmedämmverbundsystem, nicht mehr auf den alten Putz. Dadurch reagiert die Außenwand insgesamt anders auf Witterungseinflüsse.
Nach dem Fassaden dämmen mit WDVS bleibt das Mauerwerk innen wärmer und trockener, Wärmebrücken werden reduziert und kritische Bereiche erreichen ausgeglichene Oberflächentemperaturen. Der Taupunkt wandert nach außen, sodass im Wandkern praktisch keine Kondensation mehr entsteht.
Ältere, ungedämmte Putzfassaden zeigen oft ein typisches Schadensbild: Risse im Putz oder Mauerwerk durch Temperaturwechsel und Feuchte, Putzabplatzungen nach Frost, dunkle Feuchteflecken mit weißen Ausblühungen im Sockelbereich sowie kreidende, sandende Oberflächen nach vielen Jahren Regen und UV-Strahlung. Diese Schäden entstehen, weil die Außenwand ungeschützt der Witterung ausgesetzt ist, Feuchtigkeit in den Untergrund eindringen kann und der Putz sämtliche Bewegungen des Mauerwerks allein aufnehmen muss.
Durch das Fassaden dämmen mit WDVS wird diese Belastung neu verteilt. Das Wärmedämmverbundsystem begrenzt Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen im Untergrund, wodurch Spannungsrisse und Frostschäden deutlich seltener auftreten. Die Armierungsschicht verteilt Zugspannungen in der Oberfläche so, dass kritische Bereiche wie Fenster- oder Deckenanschlüsse stabil bleiben. Der neue Putzaufbau reduziert das Eindringen von Schlagregen und verlagert Verdunstungszonen an die Oberfläche, sodass typische Feuchteflecken und Salzausblühungen im Sockelbereich seltener werden.
Wichtig: Vorhandene Hohlstellen, tiefe Risse und Feuchteschäden müssen vor der Dämmung fachgerecht saniert werden. Ein WDVS verhindert neue Schäden, ersetzt aber keine Bestandsreparatur.
Nicht jede Außenwand lässt sich ohne Weiteres dämmen. Beim Fassaden dämmen mit WDVS kommt es weniger auf die Dämmstärke an als auf den Bestand: Wie alt ist das Gebäude, in welchem Zustand ist der Putz, und welche Rolle spielt die Fassadengestaltung?
Viele typische Wohnhäuser – besonders die Baujahre der 1950er bis 1970er – bringen gute Voraussetzungen mit: ein tragfähiger Untergrund, wenig Verzierung, klare Linien. Anspruchsvoller wird es bei Fassaden, die gestalterisch oder historisch besonders wertvoll sind. Stuck, Sichtfachwerk oder ornamentierte Fassaden würden durch eine Außendämmung vollständig verdeckt. Bei denkmalgeschützten Gebäuden ist WDVS daher oft ausgeschlossen. Alternativen wie eine Einblasdämmung kommen dann eher infrage.
Technisch relevant sind vor allem:
Historische oder verzierte Fassaden (Stuck, Ornamentik, Sichtfachwerk): meist ungeeignet für WDVS, oft durch Denkmalschutz ausgeschlossen.
Klinker- oder Sichtmauerwerk: technisch möglich, aber oft gestalterisch nicht gewünscht.
Sehr alte Mauerwerke (weiche Ziegel, Bruchstein, Mischmauerwerk): nur geeignet nach Prüfung von Putzhaftung, Fugen, Feuchte und Salzbelastung.
Holzrahmenbau: WDVS nur mit diffusionsoffenen Systemen und abgestimmtem Feuchtekonzept.
Gebäude mit besonderen Brandschutzauflagen: Dämmstoffwahl abhängig von Höhe und Gebäudeklasse.
Ob eine Fassade wirklich geeignet ist, zeigt die Bestandsaufnahme vor Ort. Dort wird geprüft, wie tragfähig der Putz ist, wo Risse sitzen, wie trocken die Wand ist und wie sich Details wie Fensteranschlüsse oder Dachüberstände lösen lassen. In vielen Fällen lässt sich ein WDVS gut realisieren; bei besonderen Fassaden entscheidet der Bestand darüber, welche Lösung technisch und gestalterisch tragfähig ist.
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Beim Fassaden dämmen mit WDVS folgt jeder Schritt einem festen technischen Ablauf. Nach dem Aufbau des Gerüsts wird die Außenwand zunächst gereinigt und von losen Stellen befreit. Unebenheiten werden ausgeglichen, damit die Dämmplatten später vollflächig anliegen.
Dämmplatten setzen: Die Platten werden im Verbund aufgebracht – meist kombiniert aus Kleben und Dübeln. Entscheidend ist der fugenlose Anschluss, damit keine Wärmebrücken entstehen. Fensterlaibungen, Außenecken und der Sockelbereich bekommen passende Systemprofile oder Formteile.
Armierungsschicht: Auf die gedämmte Fläche folgt der Armierungsmörtel. In ihn wird ein Glasfasergewebe eingebettet, das spätere Spannungen verteilt und die Oberfläche stabilisiert. An Fenstern und Gebäudekanten werden zusätzliche Gewebestreifen eingelegt, um Rissbildung vorzubeugen.
Oberputz und Abschluss: Abschließend erhält die Fassade einen mineralischen oder silikonharzgebundenen Oberputz. Er sorgt für Schlagregenschutz, definiert die Struktur und bildet die sichtbare Außenhaut. Ein abschließender Anstrich verbessert die Witterungsbeständigkeit und stellt das Fassadenbild einheitlich her.
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